Maluma 1
Kapitel I
Schnell rannte Maluma einen Gang mit Klassenräumen entlang. Das fremde Mädchen folgte ihr im selben Tempo. Gerade hatte sie, wie der Fremde befohlen hatte, das Mädchen, Ava, aus den Fängen einer Verrückten befreit. Ab einer Weggabelung rannte auch der Junge, der Ava angerempelt hatte, Luca, hinter ihr her. Sie guckte nach hinten und stellte entsetzt fest, dass die Empusa (ein Wesen aus der griechischen Mythologie, wie der Mann erklärt hatte) sich aus den Weinranken hatte befreien können. Sie kamen aus der Eingangstür und rannten schnell einem Wagen entgegen. Maluma sah eine Frau, die aufgeregt mit dem Mann, der sie gewarnt hatte, diskutierte. »Eine Empusa?!«, schrie sie entsetzt. »Natürlich, ich kümmere mich darum!« Die Dame rannte ins Gebäude. »Mom? Was ist los? Wo willst du hin?« Ava blickte ihrer Mutter hinterher. Sie wirkte wütend, entsetzt und ängstlich zugleich. »Komm. Wir müssen los.« »Aber…« Maluma wusste, dass sie jetzt für Ava stark sein musste. Innerlich glaubte sie aber, dass Ava im Moment stärker war als sie selbst. »Meine Tochter, ich sehe du konntest sie finden.« Sie hatte den Fremden mit den schokoladenbraunen Haaren völlig vergessen. Er wirkte irgendwie mächtig und stark, obwohl es so aussah, als ob er lieber trinken als kämpfen würde. »Tochter?« Luca sah sie fragend an. Maluma funkelte den Fremden an und Wut keimte in ihr auf. »Wie kannst du es wagen, mich deine Tochter zu nennen? Mein Vater ist seit Jahren tot!«, erwiderte sie aufgebracht. »Es musste sein. Weißt du?«, erwiderte er. »Ein Gott kann nicht bei seinen Kindern bleiben. Nicht immer.« Maluma wollte das nicht glauben, vor allem das mit dem Gott, aber eigentlich wusste sie, dass es stimmte. »Wo bringst du uns hin…, Vater?« »Gut, dass du fragst. Ich bringe euch in mein Camp. Camp Half-Blood.« Irgendwie löste der Name ein Kribbeln in ihr aus. Als ob es gefährlich wäre, sehr gefährlich, aber doch ihre einzige Chance. »Wie kommen wir hin?« Sie schrak zusammen. Ava hatte seit gut 10 Minuten nichts mehr gesagt. »Seht ihr das nicht?« Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Der Wagen. Natürlich. Ihr Vater, ein Gott, bedeutete ihnen, in den ramponierten Wagen zu steigen. Widerwillig stieg Maluma ein. Es war kein gemütlicher Wagen, er hatte keine Sitze, geschweige denn genug Platz. Es war ein kleiner, kaputter Wagen und er wurde von goldenen Leoparden gezogen. Ja, ihr habt richtig gehört, Leoparden. So langsam dämmerte es ihr, wer ihr Vater war, hielt ihre Vermutung aber zurück. Sie hatte schon genug erfahren, da musste sie nicht auch noch grübeln, welcher Gott ihr Vater wohl war. Bei ihrem Glück wahrscheinlich der Gott der zerstörten Freundschaften. Gerade hatte sie sich am Wagen festgehalten, als ein Schrei ertönte. »Mom!«, schrie Ava verzweifelt. Sie sah so aus als würde sie gleich zusammenbrechen. »Ich muss…« »Nein. Ihr geht es mit Sicherheit gut.«, antwortete der Gott. Ava sah aus, als wolle sie widersprechen, blieb aber stumm. Der Wagen fuhr los. Nach circa 10 Sekunden, hob der Wagen vom Schulhof ab. »Abgefahren.«, Luca… Oh, Mist! Sie hatte vergessen die beiden vorzustellen. »Also,…äh… Ava, das ist Luca und äh, Luca, das ist Ava. Mein Name ist, äh, Maluma.« »Woher kennst du unsere Namen?« Während Ava das fragte, funkelte sie Luca wütend an. Hoffentlich hatte Luca keinen Mist gebaut, das könnte sie jetzt echt nicht gebrauchen. Ihr fiel erst jetzt wieder ein, dass Avas Frage an sie gerichtet war. »Äh, Dad hat sie mir erzählt.« Sie flogen gerade über das Empire State Building hinweg und für einen kurzen Moment sah sie ein goldenes Funkeln in der Luft, doch schon war es wieder weg. Sie flogen über Häuser und Straßen bis zum Meer. Ab und zu sah sie ein paar Wesen aus dem Wasser schauen, glaubte aber, dass diese bloß vom Licht komisch angeleuchtete Delfine waren. Am Long Island Sound, gingen sie runter. Sie landeten an einem kleinen gelben Sandstrand, der von Gebüsch und Gras umsäumt war. Dort wartete schon eine Menschenmenge. Es war die seltsamste Ansammlung von Jugendlichen, die sie je gesehen hatte. Sie alle hatten ein Alter von 8 bis ca. 18 Jahren und alle hatten ein orangenes T-Shirt an. Maluma hörte aus der Ferne schnell näher kommende Hufe. Die Menschenmenge zerteilte sich und gab den Blick auf ein Wesen frei, das Maluma nur aus alten Geschichten kannte, die im Geschichtsunterricht vorgelesen wurden. Vor ihr stand wahrhaftig ein Zentaur. Er hatte von der Hüfte abwärts ein weißes Fell und oberhalb ein rundes, freundliches Gesicht mit Bart. Er trug ein blaues T-Shirt mit der Aufschrift Pferd+Mensch=Supercool. Er hatte ein freundliches Lächeln, aber das machte bald für Überraschung Platz. »Mr. D? Ich dachte sie müssten auf dem Olymp bleiben?« »Ja, ja, schon gut. Wollte nur kurz meine Tochter und ihre Freunde absetzen.« Maluma wurde rot. Alle Jugendlichen sahen sie jetzt an. Sie fragte sich, warum alle davon ausgingen, dass sie die Tochter war, bis ihr aufging, dass die Hand ihres Vaters auf ihrer Schulter ruhte. »Äh…« »Schon gut. Ich bringe dich zu deiner Hütte. Hi, Dad.« Dionysos grunzte. Der Junge, der geredet hatte trat vor. Er sah aufgrund seiner Größe aus wie 16, aber aufgrund seines Gesichts, schätzte sie ihn auf 18. Er hatte schokoladenbraune Haare und ein tieftrauriges Gesicht. »Hi. Ich bin Pollux. Dein, äh, Halbbruder.« Dionysos nickte ihr zu, wirkte aber irgendwie abwesend. Er hatte den gleichen Blick wie sein Sohn, als ob sie dem Tod selbst ins Auge geblickt hätten. Maluma drehte sich noch ein Mal zu ihren neuen Freunden um. Ava schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und Luca grinste sie an. Dann folgte sie Pollux einen Kiesweg entlang.
Die Buchreihe ist eine Weiterführung von der Buchreihe „Percy Jackson“, „Helden des Olymp“ und „Abenteuer des Apollo“. Die Charaktere Pollux und Dionysos (als Camp Direktor) stammen aus den Büchern von Rick Riordan.