Maluma 14

Kapitel XIV

Aus der Sicht von Maluma:

Maluma fühlte ein Stechen im Herzen. Sie hatte Luca noch nie so wütend erlebt. Luca war noch nicht weit gekommen. Sie könnte hinterher gehen… Aber wollte er das auch? Das war jetzt egal. Sie musste zu ihm. Also stand sie auf und lief ihm hinterher. Schon bald hatte sie ihn eingeholt und setzte sich zu ihm auf den Meeresboden. Schweigend saßen sie so nebeneinander, bis Luca seine Stimme erhob: »Ich habe sie nicht erlegt. Ich weiß es.« Sie nahm seine Hand. »Doch hast du. Ich habe es gesehen. Vielleicht hast du sie verfehlt, aber irgendjemand wollte, dass du triffst. Also…hat das Monster den Kopf gedreht und – ihr Schicksal besiegelt.« Er starrte sie an. »Ich… habe also wirklich?« Sie nickte. Luca stützte seinen Kopf auf seine Hände. Er wirkte betrübt. »Was ist los?« »Es ist nur…ich habe es wieder nicht geschafft. Im Camp nicht, mit diesen Seehund-Dingern nicht und jetzt auch noch hier.« Er seufzte. »Aber- du hast es doch geschafft«, widersprach Maluma verwirrt. »Nein. Die Schlange war es selbst Schuld. Es war Glück, dass ich getroffen habe.« Betretene Stille kehrte ein. Irgendwie hatte Luca ja Recht. Es war tatsächlich Glück gewesen (oder nicht?), aber andererseits wäre sie auch nicht gestorben – oder zumindest nicht so früh -, wenn er den Pfeil nicht im richtigen Augenblick abgeschossen hätte. Es war kompliziert. Maluma ergriff das Wort: »Fest steht jedenfalls, dass wir ohne dich noch kämpfen würden. Dafür sind wir dir unendlich dankbar. Luca grunzte. Beide, in ihre Gedanken vertieft, saßen sie schweigend auf dem Boden, bis Ava zu ihnen stieß. »Mutter will euch sehen«, sagte sie mit leicht gereizter Stimme. Maluma wurde wütend. »Warum, Ava? Warum musst du deinen Frust an ihm auslassen?« Luca legte ihr seine Hand auf die Schulter. »Lass gut sein. Ist nicht so schlimm, sie hat ja einen guten Grund.« »Und welchen bitte schön?!«, erwiderte Ava beleidigt. Luca seufzte. »Die Verbitterung darüber, dass ich die Schlange erlegt habe und nicht du.« »Dann gibst du es also zu?«, fragte sie angriffslustig. Bevor Luca etwas sagen konnte, hörten sie einen Schrei. Erschrocken drehte sich Maluma zum Palast um. Im Eingang stand die wutentbrannte Amphitrite, die einen kleinen Gegenstand in der Hand hielt. Sofort war der Streit vergessen und sie rannten auf das Schloss zu, vor dem schon ein paar Soldaten vor der Königin standen. Als sie oben angekommen waren, fragte Ava: »Mutter, was ist los?« Amphitrite zeigte auf Luca und sagte: »Er ist los! Er hat meine Krone gestohlen!« Maluma starrte ihn an. »Du hast was?!« »Ich- gar nichts!« Er wirkte schuldbewusst. »Ist klar, das Kind von Hermes hat nichts gestohlen«, erwiderte Ava trocken. Maluma schaute sie entnervt an. »Hör auf!« Auf einmal wurde Luca von vier Wachen gepackt. »Lasst mich los! Ich habe nichts getan!« »Still, Knabe! Du hast das Recht des freien Redens verloren.« »Königin, seid ihr euch sicher? Ich meine, kann es nicht sein, dass ihr euch vertan habt?« Ava schaute sie entsetzt an. Ruckartig drehte Amphitrite sich zu Maluma um und sagte wütend: »Wag es nicht mich in Frage zu stellen, Thea! Ich weiß, was ich sehe und ich sah diesen Jungen bei meiner Krone. Als ich wieder hinschaute, war sie fort und nur noch dieser Zettel hier lag dort.« Sie zeigte ihnen den Zettel, auf dem nur eine Krone abgebildet war. »Also versuche nicht mich zu belehren!« Maluma erschrak bei den harschen Worten der Göttin. Aber sie bekam Zweifel, da Luca schließlich die ganze Zeit bei ihnen gewesen war. Sie versuchte es nochmal: »Aber – .« Bevor Maluma noch irgendetwas sagen konnte, griff Ava ein: »Ich bin mir sicher, Maluma hat dem nichts zu entgegnen, oder?« Widerwillig nickte Maluma. Mit angewidertem Blick wandte sich Amphitrite ihren Wachen zu. »Abführen.« Luca hatte mittlerweile aufgehört sich zu wehren und ging mit hängendem Kopf mit den Meermännern mit. Nach einer Minute ging die Königin in ihren Palast. »Sag mal, hast du sie noch alle!? Du kannst Mutter doch nicht so provozieren! Sie ist eine Göttin, sie könnte alles mit dir anstellen!« Zum Glück schwang in ihrer Stimme eher Sorge als Wut mit, sonst wäre Maluma in Tränen ausgebrochen. »Es-es tut mir leid. Ich wusste einfach, dass er es nicht ist. Ich… – hab es gespürt. Das war dumm von mir.« »Hmpf.« »Also, ähm, was sollen wir jetzt machen?« »Ich weiß es nicht. Ich schätze, wir müssen beweisen, dass er es nicht war.« »Ich denke, ich kann euch da helfen.« Sie erschraken. Triton, Amphitrites Sohn, war plötzlich hinter ihnen aufgetaucht. »Wie meinst du das? Hast du gesehen wer es war?« »Äh nein, aber ich weiß, wer es sein könnte. Adelphos, der alte Fischhirte. Ich habe ihn letztens dabei beobachtet, wie er Mutters Krone begutachtet hat. Wenn es einer war, dann er.« »Bist du sicher, Bruder? Ich erinnere mich noch gut daran wie er früher zu mir war. Er hat nie auch nur ein schlechtes Wort über Mutter gesprochen.« »Ja. Du musst wissen Ava, dieses Reich hat sich gewandelt. Andere streben nach der Macht. Und nun kommt mit. Ich weiß, wo Adelphos sich aufhält.« Maluma war unsicher. Triton wirkte so, als würde er etwas verschweigen…  Aber Ava schien ihm zu vertrauen, also beschloss sie dasselbe zu tun. Sie folgten Triton den Hügel hinab und durch die Stadt. Wie schon bei ihrem Ankommen, verbeugten sich alle, als sie vorbeigingen. Nur diesmal lag es wahrscheinlich an Triton. Triton steuerte die Weiden an, die sie vom Hügel her gesehen hatten. Als sie an einer kleinen Hütte angekommen waren, fragte sich Maluma, warum sie so einen Umweg gegangen waren. Die Hütte war keine halbe Meile vom Palast entfernt, aber sie waren ganze drei Meilen gelaufen. Triton klopfte an der morschen Tür. Nach einigen Sekunden öffnete ein alter Seemann mit grauem Bart die Tür. Er hatte einen matt-blauen Fischschwanz und eine zerrisene Jacke. In seiner Hand hielt er einen Korallenstab. Sobald er den Königssohn erblickte, ging er auf die Knie. »Steh auf, alter Mann. Wir verlangen nur Auskunft«, sagte Triton mit harschen Worten. »Äh, natürlich. Kommt herein, mein Prinz.« Sie traten ein. Die Hütte war klein und dreckig. Die einzige Lichtquelle waren die verdreckten Fenster und eine einsame Kerze, die schwaches blaues Licht an die Decke warf. Die Hütte war ein einziges Chaos. Überall waren Fischschuppen verteilt und Geschirr stapelte sich bei einer kleinen Küche. »Mein Prinz, was verlangt euer Herz zu wissen?«, fragte der Hirte mit matter Stimme. Triton blickte ihn herablassend an. »Wo ist Mutters Krone?« Der Hirte starrte ihn an. »Was meint ihr? Woher sollte ich wissen. wo die Krone der Königin ist?« Er schaute Avas Bruder angsterfüllt an. »Du weißt, was ich meine, alter Mann! Wo hast du die Krone meiner Mutter versteckt?!« Triton schrie schon fast. »Ich habe sie nicht, mein Prinz«, flüsterte Adelphos, während er immer wieder in eine Ecke guckte. Triton fing seinen Blick auf und schaute ebenfalls in die Ecke. Dort stand eine alte Kiste, groß wie ein auf der Seite liegender Stuhl. Triton ging auf die Kiste zu und öffnete sie. Er griff hinein und drehte sich mit dem Gegenstand, den er in der Hand hatte, um. In seiner Hand lag die silbern schimmernde Krone der Königin.

Die Buchreihe ist eine Weiterführung der Buchreihen „Percy Jackson“, „Helden des Olymp“ und „Die Abenteuer des Apollo“ von Rick Riordan.