Maluma 10

Kapitel X

Aus der Sicht von Ava:

Sie bekam keine Luft mehr. Um sie herum funkelte es blau und grün, in wunderschönen Farben. Sie war im Meer! Das Wasser wirbelte um sie herum, ohne dass sie nach oben kam. Langsam wurde ihr schwindelig. Sie brauchte dringend Luft. Sie sammelte ihre Gedanken. Das war nur ein Traum, nur ein Traum, redete sie sich ein. Das Wasser beruhigte sich und Ava konnte wieder etwas sehen. Nur war da nichts, was sie hätte sehen können. Das Wasser war an dieser Stelle so tief, dass sie nicht zum Grund sehen konnte. Plötzlich bemerkte sie neben sich eine kleine Nereide. Sie starrten sich an. Dann stopfte die Nereide irgendetwas in Avas Mund. Sie schluckte und konnte wieder atmen. Das Wasser war nicht mehr kalt, sondern warm und sie konnte auf einmal den Boden unter sich sehen. Unter ihr glitzerte und strahlte eine wunderschöne, gold-weiße Stadt und durch die Straßen tummelten sich Nereiden und Meermenschen. Alles schien friedlich, aber Ava wusste es besser: Sie bereiteten sich auf einen Kampf vor. In diesem Moment wunderte sie sich schon nicht mehr. Alles schien so vertraut! Ava schaute an sich hinunter – und erschrak. Sie war eine viel kleinere Version von sich selbst. Ava war 10. Sie kannte diesen Moment. Es war eine Erinnerung. Die Erinnerung an ihre Mutter. Ihre andere Mutter. Wie vor drei Jahren, richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder zu dem zierlichen Mädchen. Das Mädchen bedeutete der jüngeren Ava ihr zu folgen. Sie führte sie hinunter zur Stadt. Ihr Weg führte sie zwischen Korallen aller Farben und riesigen Muscheln hindurch. Als sie ankamen, sah es auch schon gar nicht mehr so friedlich aus. Überall schwammen Nereiden und Meermenschen mit Waffen herum und wirkten nervös. Ava wollte fragen was los ist und warum alle mit Waffen herum schwammen, aber sie konnte ihren Mund nicht öffnen. Das Mädchen, von dem Ava sich mittlerweile sicher war, dass es Lena hieß, führte sie durch Straßen voller Läden, Wohnhäuser und Schmieden. Es war unglaublich! Sie kamen an unendlich vielen Fischverkäufern vorbei und alte, bärtige Meermänner, verkauften laut brüllend – oder eher blubbernd – irgendwelche Meeresfrüchte. Lena führte sie auf direktem Weg zu einem riesigen Palast. Als die Wachen vor den Toren die beiden sahen, ließen sie beide ein. Der Saal war unfassbar groß und wunderschön. Überall funkelten mit Gold und Muscheln bedeckte Säulen und bläuliches Feuer tanzte in goldenen Gefäßen. Am Ende des Saales stand ein goldener Thron. Seine Lehne sah aus wie eine riesige Muschel und funkelte matt im Licht. Aber das Einzige, woran sie denken konnte, war die Frau auf dem Thron. Amphitrite. Die Königin der Meere und Gattin von Poseidon. Neben ihr machte Lena eine verbeugende Geste. Schnell tat Ava es ihr nach, in der Annahme, die Frau vor ihr sei die Königin dieses wunderschönen Reiches, von dem ihr Vater in seinem letzten Brief an ihre Mom erzählt hatte. »Ava. Steh auf. Du musst dich nicht vor mir verbeugen. Das weißt du doch.« Rasch stand Ava auf. Sie hatte wieder alle Gewalt über ihr Tun. »Mutter, was hat dieser Traum zu bedeuten? Warum hast du nach mir gerufen?« »Um dich zu warnen Kind. Deine Mom lebt noch und dunkle Mächte regen sich. Es sind gefährliche Zeiten. Die Vorbereitung auf den Krieg, die du gesehen hast, ist nicht nur Vergangenheit. Es passiert in echt. Gerade in diesem Augenblick werden wir angegriffen, Ava. Ihr müsst kommen. Verteidige dein Zuhause!« Dann verblasste der Traum. Ava wachte auf. Sie war klitschnass. Clarisse pfiff. »Hier hatte wohl jemand einen heftigen Alptraum.« Ava errötete. Sie hatte völlig vergessen, dass sie nach einem Traum mit ihrer Mutter immer völlig durchnässt war. »Ne, ich – habe von meiner Mutter geträumt. Sie hat mir gesagt, dass wir bei ihr vorbei müssen, um nicht zu sterben.« »Ihr müsst in die Unterwelt?« »Nein! Ins Meer. Zum großen Riff. Clarisse zog die Augenbrauen hoch. »Wohnt da nicht Poseidon?« »Äh, nein, der wohnt im Korallenmeer.« Clarisse zuckte mit den Achseln. »Ist alles dasselbe. Aber anderes Thema. Ist deine Mutter nicht, äh, tot?« Ava zuckte zusammen. »Sorry, ich wollte nicht -.« »Alles gut. Ich – muss nachdenken. »Ach so.« Ava war wieder so verwirrt wie zuvor. Warum hatte Amphitrite behauptet, ihre Mom lebte noch? Was meinte sie damit? »He, du bist ein Kind des Ares, nicht denken, machen. Und jetzt pack deine Sachen, ihr müsst los.« Damit verschwand Clarisse aus der Hütte. Murrend suchte Ava ihre Sachen zusammen. Nach ca. einer Stunde war sie fertig mit packen. Schnell nahm sie sich ihre Sachen und ging aus der Hütte, dem Weg nach, zum Strand. Dort warteten schon Maluma und Luca. Um sie herum standen mehrere Campbewohner. Gerade warf Maluma Luca einen verlegenen Blick zu. Er bemerkte es nicht, aber Ava schon. Ava war in ihre Rüstung gekleidet, Maluma in einen aufwendigen griechischen Chiton. Sie sah gut darin aus. Das Grün passte perfekt zu ihren schokoladenbraunen Haaren und der Stoff fiel locker an ihr herunter. »Da bist du ja, Ava!« Chiron kam auf sie zu. »Was hast du solange gemacht?« »Ich – ich habe meine Mutter gesprochen.« »Deine Mutter? Ist sie nicht…« Ava brachte ein Lächeln zustande. »Nein, nicht Mom. Ich habe mit meiner anderen Mutter gesprochen. Amphitrite.« Chiron zog die Augenbrauen hoch. »So? Interessant. Was wollte deine Mutter denn von dir?« »Wir sollen vorbeikommen.« »Ah, das  große Riff! Ich erinnere mich. Sehr schöner Ort.« Ava nickte. Es war umwerfend! Insgeheim freute sie sich, Maluma ihr anderes Zuhause zeigen zu können. Bei Luca war sie sich da nicht ganz so sicher. Sie würde ihm eindringlich erklären müssen, wie man sich vor einer Königin verhielt. Sie gingen auf das prunkvolle Schiff zu. Als sie vor der Königin Annes Rache standen, drehte Ava sich noch einmal um. Auf dem Sand standen viele Campbewohner, sowie Chiron und ein paar Satyrn. Neben einem etwas breiteren Satyrn entdeckte sie auch Melli, die Dyrade, mit dem kleinen Chuck. Sie lächelte. Dann drehte sie sich um und lief auf das Deck.

Die Buchreihe ist eine Weiterführung der Buchreihen „Percy Jackson“, „Helden des Olymp“ und „Die Abenteuer des Apollo“. Die Charaktere Chiron (als Unterrichtskoordinator ), Chuck, Melli und Clarisse La Rue ,stammen aus den Büchern von Rick Riordan.