Maluma 7
Kapitel VII
Aus der Sicht von Ava:
Ava war sehr nervös. Ihre Halbgeschwister hatten hohe Erwartungen an sie. Clarisse hatte ihr aufgetragen, das blaue Team daran zu hindern, zur Flagge durchzudringen. Sie stand mitten im Wald, in der Nähe vom kleinen Fluss. Sie hatte ein ihr unbekanntes Gefühl. Ein Gefühl des Schreckens. Sie wusste nicht, was es war…Nein. Das stimmte nicht. Sie wollte es sich nur nicht eingestehen. Es war Angst. Sie hasste dieses Gefühl. Es war so…beängstigend. Dazu kam noch die schwühle Luft im Wald und das nervige Zirpen der Grillen. Ihr war langweilig. Clarisse hatte sie schon eine ganze Stunde früher hierher geschickt, um „sich vorzubereiten“. Sie verdrehte die Augen. Der Sonne nach zu urteilen, war es kurz vor vier. Sie richtete sich auf. Bald würde das Muschelhorn ertönen und zum Start blasen. Ava schaute sich noch mal genauer um. Die Steine, die aus dem Fluss ragten, glänzten vor Nässe und kleine Fische versuchten gegen den Strom anzukommen. Das Muschelhorn ertönte und rüttelte sie wach. Für ein paar Minuten passierte nichts. Dann hörte sie Mehrere ins Wasser springen. Sie hörte mindestens drei Mädchen jammern, das Wasser sei zu nass. Sie verdrehte wieder die Augen. Immer diese Aphrodite Kinder! Ein Ast knackte hinter ihr und sie drehte sich schlagartig um. Ihre Angst wurde größer. Was, wenn sie von beiden Seiten angegriffen werden würde? Sie beschlich noch ein unangenehmes Gefühl: Sie wurde nervös. Ava war verwirrt. Sie hatte eigentlich noch nie solche Gefühle gehabt. »Hallo.« Ava drehte sich blitzschnell um. Sie war mittlerweile überwältigt vor Angst. Maluma stand grinsend vor ihr. Hinter ihr waren fünf Aphrodite Kinder und der neue Bruder von Maluma. Piper stand mit erhobenem Dolch hinter Maluma. Ava lächelte sie zaghaft an. Dann fiel Ava Clarisse‘ strenger Blick ein. Sie konnte es sich nicht leisten nachzugeben. Sie zückte biosporō und stürmte auf Maluma zu. Am Anfang hatte sie Glück. Sie erwischte Maluma in einem unerwarteten Augenblick und konnte ein paar Schwerthiebe landen, die sie aber nicht verletzten. Dann verließ ihr Glück sie. Maluma hatte sich von ihrem Schock erholt und zückte ebenfalls ihr Schwert. Ava musste immer häufiger ihren Schild benutzen und traf immer weniger. Sie wurde müde. Ihre Hiebe wurden schwächer und sie konnte immer weniger Treffer von Maluma abwehren. Dann tat Maluma etwas Unerwartetes. Sie ließ ihr Schwert fallen und half ihr auf. Ava schämte sich. Sie war ein Kind des Ares! Niemand sollte ihr helfen müssen. Sie wurde wütend. Auf Maluma, auf Clarisse, einfach auf alles. Anscheinend sah Maluma ihre Wut, denn sie sah geknickt aus. Sofort verflog ihre Wut. Sie lächelte schwach. »Es tut mir leid. Ich kann euch nicht durchlassen.« »Musst du auch nicht. Wir werden dich so oder so besiegen.« Sie glaubte Piper jedes Wort. Sie war vorgetreten und hielt ihren Dolch hoch erhoben. Es war ein wunderschöner Dolch. Sehr lang und eher zur Zierde geeignet, doch Piper konnte anscheinend wirklich gut mit ihm umgehen. Piper ging auf sie los. Sie stach und schnitt so schnell, dass Ava kaum reagieren konnte. Nach zwei Minuten lag sie stöhnend auf dem Boden. Dann wurde sie ohnmächtig. Sie spürte vage, wie sie hochgehoben wurde, dann sank sie in einen Traum.
Sie stand in einer dunklen Höhle. Die Luft war erdrückend heiß. Ava schaute sich um. Die Höhle war schwach beleuchtet und die Wände funkelten im Sonnenlicht. Der Eingang war mit Ranken bedeckt und ließ grünes Licht über die Höhlendecke tanzen. Im schwachen Licht, das durch die Pflanzen drang, erkannte sie, dass die Höhle aus Kalkstein bestand. Die ganze Höhle erinnerte sie an ihren Urlaub in Griechenland, vorletztes Jahr. Erst jetzt bemerkte sie die Gestalten in der Ecke. Ein Mädchen mit feuerroten wilden Haaren, saß zusammengekauert auf einem winzigen Dreibein. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt und sie schien zu schlafen. Das Mädchen wurde von zwei riesigen Gestalten bewacht, die an die drei Meter groß waren. Beide sahen müde aus. Das Mädchen schien sie bemerkt zu haben. »Gut, du hast es geschafft. Ich bin Rachel, das Orakel aus dem Camp! Man hat mich weggeschleppt! Das hier ist das erste Mal, dass ich dich erreichen konnte. Aber hör zu. Das ist deine Weissagung. Merk sie dir. Du musst sie den anderen mitteilen!« Dann quoll giftgrüner Rauch aus ihrem Mund und sie verkündete:
»Die Reise mit Schmerz und Trauer beginnt,
der Feind sich auch ein Leben nimmt.
Doch habe Mut und du wirst siegen,
oder alles für immer verlieren.
Die Sonne soll dir ein Zeichen sein,
bis dahin will er sich befrei’n.
Finde mich und frag um Hilfe,
oder gar im eig’nen Sinne.
Nur das Eine wird was bringen
und ein Lied des Lebens singen.«
Noch bevor sie über diese vagen Worte nachdenken konnte, wachte sie auf. Maluma stand mit besorgtem Blick über ihr. »Endlich! Du bist wieder wach!« Ava sah sich um. Sie lag auf einer Pritsche, in der Ecke eines hellen Raums. Um sie herum standen ihre Geschwister aus der Ares Hütte, Maluma, Luca, Pollux und Chiron. Außerdem ein gut aussehender Typ mit blondem Haar. Hinter ihm stand ein düster drein blickender Junge mit bleicher Haut und schwarzen Haaren. Er legte dem anderen Jungen eine Hand auf die Schulter. Er kümmerte sich gerade um ihre zahlreichen Wunden und verband sie ordentlich. »Hi. Ich bin Will.« Dann arbeitete er weiter. »I-Ich hatte einen Traum. Mit…einem Mädchen. Und-zwei großen Wesen.« Chiron und Clarisse wechselten einen Blick. »Erzähl mir mehr. Was genau ist passiert?« Ava erzählte es ihnen. Danach war für kurze Zeit Stille im Raum. »Eine Weissagung?« Ava nickte zögernd. »Wie lautete sie?« Sie zitierte es ihnen. »Die ersten zwei Zeilen meinen bestimmt, dass was Avas Mutter passiert-« Pollux verstummte. Er hatte bemerkt, dass es sie fast zum Weinen brachte. »Auf jeden Fall… muss es bis zur Sonnenwende passieren,«, fuhr er vorsichtig fort. »Was ist eine Sonnenwende?« Maluma klang verwirrt. »Kennst du die Tage, an denen die Tage besonders kurz oder lang sind?« Maluma nickte. »Diese Tage nennen wir Sonnenwenden. Dunkle wie helle Magie ist an diesen Tagen am stärksten. Zu jeder Sonnenwende wird auf dem Olymp eine Ratssitzung abgehalten. Es sind die einzigen Tage, an denen Hades den Olymp besteigen darf«, fuhr Chiron fort. »Die nächste Sonnenwende ist allerdings erst in drei Monaten. Das ist sonderbar. Es ist keine große Weissagung, aber auch keine normale. Das klingt nach… Oh nein.« Chiron wirkte für einen kurzen Moment nervös. Dann fasste er sich wieder. »Das ist gar nicht gut.« »Warum nicht?« Ava hatte das ganze Gespräch über geschwiegen, doch jetzt konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. Es gefiel ihr gar nicht, dass sie offensichtlich zu einem Auftrag geschickt werden sollte. Es klang gefährlich, sehr gefährlich. »Weissagungen bedeuten nie etwas Gutes, Ava. Nie.« Alle schwiegen. Jeder hatte mittlerweile begriffen, was das bedeutete. »Nun, es gibt hier jemanden, der euch etwas erzählen möchte. Pollux?«
Die Buchreihe ist eine Weiterführung der Buchreihen „Percy Jackson“, „Helden des Olymp“ und „Die Abenteuer des Apollo“. Die Charaktere Pollux, Rachel Dare, Piper McLean, Clarisse La Rue, Will Solace und Chiron (als Unterrichtskoordinator ), stammen aus den Büchern von Rick Riordan.