Maluma 5

Kapitel V

Aus der Sicht von Ava:

Ava war nach dem Lagerfeuer direkt ins Bett gegangen. Sie war kaputt. An diesem Morgen wachte sie mit dem Gedanken an das anstehende Spiel auf. Clarisse hatte ihr gestern lang und breit erklärt wie es funktionierte, wer die guten Hütten waren und was die beste Strategie war. Danach hatte Ava sich den ganzen Abend lang gefreut, schließlich durfte man echte Waffen benutzen! Clarisse hatte gestern versprochen mit ihr in die Waffenkammer der Hütte zu gehen. Sie hatten sich für 6.00 Uhr morgens entschieden und jetzt war 5.47 Uhr. Schnell sprang sie aus dem Bett und wäre fast auf eine der Minen getreten. Schnell setzte sie ihr Bein woanders hin, auch wenn sie inaktiv sein sollten. Dem Gesichtsausdruck von Clarisse nach zu urteilen, als sie ihr das gestern erzählt hatte, stimmte das aber nicht ganz. Sie machte sich fertig und ging pünktlich um 6.00 Uhr in die Waffenkammer. Clarisse wartete schon und strich prüfend über ein paar Schwerter. »Da bist du ja.“ Kein Hallo, kein ,,Guten Morgen“. Aber so war Clarisse halt. Ava blickte ihr über die Schulter. Clarisse betrachtete gerade einen Speer mit funkelnder bronzener Klinge. Sie hatte ihr gestern so lange die Wirkung von magischem und nicht magischem Metall erzählt, dass ihr noch immer die Ohren dröhnten. Ava schaute sich weiter um und entdeckte Speere, Bögen, Messer, Schwerter und so vieles mehr. Besonders an einem Schwert verharrte sie lange. Es hatte einen rot-braunen griff und eine Silber, Bronze und Gold funkelnde Klinge. Sie war wie ein Blatt geformt und war wunderschön. Auf der Klinge stand in geschwungener Schrift das Wort βíοςπόρω, Lebensschenker. »Aha. Biosporō. Du musst wissen, sein Besitzer fand ein tragisches Ende. Er starb im Trojanischen Krieg.« »Bitte was?! Ihr bewahrt hier ein Schwert aus dem Trojanischen Krieg auf?!« »Natürlich. Schließlich war sein Besitzer ein Halbgott. Außerdem ist Achilles im Krieg gestorben und muss somit unserem Vater dienen.«Ava hätte fast das Schwert fallen lassen. Sie hielt das Schwert von Achilles in der Hand! Des unverwundbaren Achilles. »Also…äh…« »Willst du‘s haben?« Clarisse war sichtlich genervt. Ava überlegte. Es fühlte sich gut in ihrer Hand an. Leicht und schnell. »Ja.« »Gut. Dann brauchst du noch einen Schild.« Sie gingen weiter zu den Schilden. Ava steckte ihr neues Schwert in die Scheide, die daneben lag. Die Schilder waren wunderbar und nur wenige hatten Dellen oder andere Gebrauchsspuren. Zwei aber erregten besonders ihre Aufmerksamkeit. Das eine war golden und hatte rote Verzierungen. Wie hieß das noch gleich? Ach ja! Mäander! Sie strich mit der Hand über den runden Schild. Neben ihm lehnte ein schwarzer, runder Schild mit goldener Verzierung. Auch auf diesem Schild war ein Mäander-Muster abgebildet. Doch im Gegensatz zu dem anderen, prangte in der Mitte das Wort φύλαξ, phylax, was so viel bedeutete wie ,,Wächter“ oder ,,Beschützer“. Sie nahm ihn von der Wand. Er war glatt und geschmeidig, von der besten Schmiedearbeit. »Ich nehme den.« »Kluge Entscheidung. Er gehörte Otrera, der ersten Amazonenkönigin, Tochter und Frau unseres Vaters. Benutze ihn klug, Ava.« Ava war geschockt. Zum einen, weil sie so einen wichtigen Schild in der Hand hielt und zum anderen von Clarisse. Sie kannte sie noch nicht lange, aber ihr war durchaus bewusst, dass dieser Moment etwas Einmaliges war. Sie gingen zur Arena, um noch etwas zu üben. Clarisse zeigte ihr die besten Tricks und das einfachste Manöver, um einen Kampf zu gewinnen. Sie waren gerade dabei zu üben wie man jemanden am besten durchbohrt, als das Muschelhorn zum Frühstück rief. Die beiden machten sich auf den Weg zu Ares Hütte. Sie war schlampig in rot gestrichen und über der Tür hing ein großer Eberkopf. Ihre Geschwister hatten sich schon in einer Reihe aufgestellt. Clarisse stellte sich vor Sherman, da sie die Hüttenälteste war. Ava stellte sich als Jüngste ganz nach hinten, hinter Ellis. Sie liefen los. Clarisse hatte ihr gestern noch erklärt, dass sie sich beim Frühstück hinsetzten könne, wo sie wolle, da die strengen Regeln nur fürs Abend- und Mittagessen gelten. Sie setzte sich mit Maluma an einen Tisch ganz in die Ecke. »Und wie ist es in der Dionysos-Hütte?« »Super! Pollux und ich sind ganz alleine, da… sein Bruder leider in der Schlacht um das Labyrinth gestorben ist.« »Oh, wirklich?« Ava war schockiert. Clarisse hatte ihr von der grauenhaften Schlacht erzählt. »Clarisse hat mir viel von ihr erzählt. Anscheinend ist Dädalos dabei ums Leben gekommen. Aber Clarisse hat auch erzählt, dass das Labyrinth wieder existiert. Anscheinend gibt es hier einen Eingang.« »Das wusste ich noch gar nicht. An meinem Bett wachsen übrigens auch Trauben! Und wir haben einen Saal. Pollux hat ihn für mich aufgeräumt und jetzt wachsen da überall Weinranken.« »Cool. Ich hab‘ auch ein super Bett. Man kann überall Waffen verstecken und aufhängen.« Maluma lachte. »Das ist das Wichtigste.« »Natürlich ist es das Wichtigste! Aber wir haben auch eine Waffenkammer. Daher hab ich auch mein neues Schwert biosporō und meinen Schild phylax.« Ava guckte sehnsüchtig zu Ares Hütte, wo ihre Waffen hingen. Maluma grinste. »Lebensschenker und Beschützer. Interessant.« Die beiden waren so sehr ins Gespräch vertieft gewesen, dass sie gar nicht bemerkten, wie Luca näher kam. Er stibitzte ihr Essen und stahl ihre Sachen. Als Maluma ihn bemerkte, strafte sie ihn mit einem bösen Blick. Sofort gab er die Sachen zurück und entschuldigte sich ausgiebig. Ava war baff. »Wie hast du das gemacht?« Maluma war verlegen. »Weiß nicht. Ich wollte nur, dass er Reue empfindet.« Ihr war das ganze auf jeden Fall unangenehm. »Kann es sein,  dass du uns irgendwas verschweigst?« »Äh…ich habe Pollux gestern fast umgebracht. Sie sagte das mit so tiefem Bedauern, dass sie es auf keinen Fall extra gemacht haben konnte. »Ich…wusste nicht wie viel Macht ich habe und…ich weiß auch nicht.« Ava nickte. Maluma klang so traurig, es musste einfach stimmen. Sie gingen zusammen zu ihren Hütten.

Die Buchreihe ist eine Weiterführung der Buchreihen „Percy Jackson“, „Helden des Olymp“ und „Die Abenteuer des Apollo“. Die Charaktere Clarisse, Sherman Yang, Ellis und Dädalos (als noch lebender Automaton), stammen aus den Büchern von Rick Riordan.