Maluma 3

Kapitel 3

Maluma trat in die Hütte. Pollux hatte sie erst am Schluss zu Dionysos Hütte geführt. Davor waren sie noch an den verschiedensten Orten im Camp gelaufen und er hatte ihr alles mögliche erklärt. Die Dionysos-Hütte war ein von Weinranken überwuchertes Haus und hatte eine kleine Holztür. Als Maluma eintrat, staunte sie. Sie trat in einen großen Raum mit einem Dutzend Betten. Alle hatten einen Vorhang aus Weinranken und überall wuchsen Trauben. Maluma liebte Trauben. An der gegenüber liegenden Seite des Raumes war eine kleine Küche, wahrscheinlich um Wein herzustellen. Plötzlich bekam Maluma Angst, dass ihre Geschwister sie ärgern könnten, da sie keinen Wein mochte. Unsinn, sagte sie sich. Bestimmt sind die hier nett! Rechts und links von der Mini-Küche waren zwei Holztüren. »Wo führen diese Türen hin?« »Links die Tür führt ins Bad und rechts die in den Saal. Kannst dich ja mal umschauen.« »Saal?« Maluma war verwirrt. »Wozu braucht ihr denn einen Saal?« Pollux seufzte. »Zum Feiern. Die Kinder des Dionysos lieben nächtliche Partys.« Maluma stöhnte. Sie würde nicht schlafen können. Pollux lachte. »Du magst keine Partys, oder?« »Nein.« Maluma verabscheute Partys. Es war immer viel zu laut und…noch etwas anderes. Pollux wirkte erleichtert. »Bin ich froh. Ich und mein Bruder mochten noch nie welche. Aber er…« Maluma war sich sicher, dass seinem Bruder etwas Schlimmes passiert war. Diese Trauer verstand sie nur zu gut. »Was…ist denn mit ihm passiert?« Pollux bekam einen glasigen Blick. »Vor zwei Jahren…wir mussten das Camp gegen Monster verteidigen. Es war eine große Schlacht. Viele Verluste. Er…« Pollux schluchzte. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie wusste, dass Worte nicht helfen würden, die Trauer zu verarbeiten. »Äh, magst du Wein?« Pollux lachte tonlos. »Nein.« Maluma war erleichtert. Wenigstens einer, der so war wie sie. Von irgendwoher ertönte ein Muschelhorn. »Ah, Essen. Äh, ich glaube, du müsstest dich jetzt hinter mich stellen. Aber,… Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich sein muss.« »Sind hier denn keine anderen Kinder?« »Nein. Wir sind die einzigen.« Erst jetzt fiel ihr auf, dass nur ein Bett benutzt aussah. »Ach so.« Sie gingen aus der Hütte ins Freie. Sie folgten dem Weg bis zum großen Essbereich. Etwas später kamen dann auch andere Kinder dazu. Als sie ankamen, saßen schon ein paar Kinder an großen Steintischen. Maluma wollte sich schon einen Platz suchen, als Pollux sie zurückhielt. »Warte, jede Hütte hat seinen eigenen Tisch. Nur beim Frühstück ist das egal.« »OK.« Enttäuscht folgte sie Pollux zu einem Tisch in der Ecke. Er erklärte ihr, wie man sich das Essen nahm, was man wollte. Sie entschied sich für Kartoffelpüree mit Fischstäbchen. Von der anderen Seite des Raumes winkten ihr Ava und Luca zu. Ava saß neben einem Mädchen in Rüstung.  Sie war zweifellos kampfbereit, auch wenn anscheinend keine Gefahr drohte. Maluma sah sich die anderen Jugendlichen an und stellte fest, dass sie alle so aussahen. Vermutlich Ares. Das passte schließlich auch zu Ava. Luca saß zwischen lauter schelmisch grinsender Kinder. Sie klauten sich gegenseitig ihr Essen und lachten lauthals. Ihre Vermutungen zu Lucas Vater bestätigten sich somit: Er war ein Kind des Hermes. Plötzlich standen alle auf. Verwundert sah sie Pollux an. »Was ist los?« »Es ist Zeit den Göttern zu opfern. Jeder muss einen Teil des Essens in das Feuer werfen und dabei zu seinem göttlichen Elternteil beten.« Maluma stand auf und ging zum Feuer. Sie schob ein paar Fischstäbchen ins Feuer und bedankte sich bei ihrem Vater. Als sie fertig war mit dem Beten, ging sie zurück und aß weiter. Mittlerweile war sie fertig mit dem Essen. Sie und Pollux, der ebenfalls schon fertig war, gingen zu den Erdbeerfeldern, um zu üben. Pollux wollte ihr zeigen, wie sie ihre Macht kontrollieren kann. »Unsere Macht ähnelt in manchen Punkten der Kraft der Demeter. Aber du hast noch andere Gaben.« »Welche, Pollux?« »Du kannst Wahnsinn bringen und heilen. Schau.« Pollux streckte die Hand nach ihr aus und plötzlich wusste sie nicht mehr wer sie war. Sie spürte das brennende Verlangen, ins Meer zu stürzen und zu sterben, oder zur Hermeshütte zu laufen und Luca das Leben zu nehmen. Sie konnte sich nicht entscheiden und merkte kaum, wie Luca abermals die Hand ausstreckte. Mit einem Schlag war sie wieder bei Sinnen. »Krass.« »Ja. Dazu bist du auch fähig. Probier es mal. Streck die Hand aus und stell dir vor, dein Wille fließt aus dir heraus. Versuch mich dazu zu bringen, gleichzeitig mit dem Drachen zu kämpfen und dich umzubringen.« »Äh…« »Es ist nicht schlimm, wenn du es nicht sofort schaffst.« »Aber, was wenn ich es schaffe? Bringe ich uns dann nicht in Gefahr?« »Keine Sorge. Wenn du zwei völlig verschiedene Aufgaben verlangst, wird die Person sich nicht entscheiden können, was sie zuerst machen soll. Aber das Wichtigste weißt du noch nicht. Wenn du Wahnsinn heilen möchtest, versuche ihn wieder in dir aufzusaugen, ok?« »Ja. Verstanden.« Maluma streckte, wie ihr befohlen, den Arm aus. Sie spürte, wie der Wahnsinn als Neonsuppe aus ihr heraus floss. Einen Augenblick später bekam Pollux einen irren Blick und schaute immer wieder zwischen ihr und Thalias Fichte hin und her. Maluma bekam Angst. Es sah fast so aus, als würde er sich gleich zerreißen! Schnell streckte sie den Arm aus. Der Wahnsinn verflog. »Wie…warum…«, Pollux wirkte verwirrt. »Geh schon mal zur Hütte. Wir treffen uns da.« Jetzt war Maluma verwirrt, aber sie gehorchte. Pollux lief schnell Richtung Hauptgebäude davon und ließ sie allein zurück.

Die Buchreihe ist eine Weiterführung von der Buchreihe „Percy Jackson“, „Helden des Olymp“ und „Abenteuer des Apollo“. Der Charakter Pollux stammt aus den Büchern von Rick Riorden.