Maluma 2

Kapitel II

Ava drehte sich zu dem Jungen um, der anscheinend Luca hieß. »Portmonee.« Sie streckte die Hand aus. Luca grinste und gab ihr das Portmonee zurück. Genervt schaute sie, ob noch alles da war, um festzustellen, dass ihrem Portmonee ganze 50 Dollar fehlten. Sie schaute ihn noch genervter an. Sie wusste nicht woran es lag, aber er gab ihr ohne Zögern das gesamte Geld wieder. »So. Was machen wir hier?« »Hat Mr. D das nicht erklärt?«, fragte der Zentaur. Ava schüttelte den Kopf. »Nun gut. Dann kommt erst mal mit ins Hauptgebäude.« Sie gingen denselben schmalen Pfad wie zuvor Maluma entlang und kamen an einer Reihe Hütten vorbei, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Der Zentaur führte sie zu einem babyblauen Haus, auf dessen Dach ein Wetteradler thronte. Auf der Veranda gab es eine Menge Sessel und Stühle. Zu Avas Verwunderung stand dort auch ein leerer Rollstuhl. Der Zentaur ging zielstrebig auf ihn zu und bugsierte irgendwie seinen Unterkörper in den kleinen Rollstuhl. Dann fuhr er zur Eingangstür und führte die beiden in einen kleinen Flur. Sie folgten ihm zu einem Raum, der offenbar das Wohnzimmer sein sollte. Es gab einen Kamin und Sessel. An der Wand sah man Spuren von Dekoration, die mal an der Wand hing, aber das Einzige, was geblieben war, war ein Leopardenkopf über dem Kamin. Der ganze Raum war voll mit Ranken, denselben Ranken, mit denen Maluma sie eine Stunde zuvor gerettet hatte.  »Also, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Chiron. Ausbilder junger talentierter Helden. Und ihr?« Er sagte das mit so freundlicher Stimme, dass Avas Unbehagen verflog. Sie war natürlich wie immer vorsichtig, fühlte sich aber sicherer. »Ich bin Ava. Ausbilderin junger wehrloser Kinder.« Chiron musste schmunzeln. »Luca. Stolzer Besucher jeglicher Schulen in New York.« Er grinste wieder so dämlich, als ob er den besten Witz der Welt erzählt hätte. Was natürlich nicht stimmte. »Also, wo sind wir, wer sind wir, was machen wir hier?« Der Zentaur schaute sie an. » Gut, ihr seid in Camp Halfblood, einem Camp für Halbgötter. Ihr seid Halbgötter, die in dieses Camp gebracht wurden, um eure Sicherheit zu gewähren.« »Also…stammen wir von Göttern ab?« Luca sah Chiron fragend an. »Genau, und ich denke…« Plötzlich tauchte über Lucas Kopf ein leuchtendes Symbol auf. Zwei Schlangen, die sich um einen Stab wanden. »Willkommen, Sohn des Hermes.« Chiron lächelte. »Das nennt man anerkennen. Dein göttliches Elternteil zeigt uns, dass du sein oder ihr Kind bist. Ava, was ist denn dein göttliches Elternteil? Weißt du das?« Ava schluckte. Das erinnerte sie viel zu sehr an ihre Mutter. Sie brachte trotzdem noch ein »Vater.« zustande. Ava war das peinlich. Sie war doch das unerschütterliche Mädchen, das alle Jungs im Armdrücken schlug! Chiron schien zu wissen, wer ihr Vater sei, obwohl er gar nichts über sie wusste. Oder doch? Sie hatte das Gefühl, dass man sich bei diesem Zentauren nie sicher sein konnte. »Ava? Du wirst heute mit Luca in die Hermeshütte gehen, wenn du bis zum Abend nicht anerkannt wirst.« Ava seufzte. Natürlich war sie die letzte. Ava nickte. »Was macht man hier denn so?« »Das erklärt dir besser wer anders. So. Jetzt gehen wir mal raus. Jemand muss euch das Camp zeigen.« Sie folgte Chiron aus dem Raum und aus dem Haus. Dort wartete auch schon ein braunhaariges Mädchen auf sie. »Ah, Piper, was ist los?« »Ich wollte ihnen nur sagen, dass Rachel soeben aufgebrochen ist. Neuankömmlinge?« »Vielen Dank, meine Liebe. Wärst du so nett Ava alles zu zeigen? Ich bringe Luca in der Zeit zur Hermeshütte.« »Natürlich, Chiron. Komm.« »Bist du auch eine Halbgöttin?« »Ja. Aphrodite.« Ava war überrascht. Klar, Piper war wunderschön, aber irgendwie wirkte sie eher wie eine Kriegerin. »Du kannst gut kämpfen, oder?« »Hm. Geht so.« Ava wusste nicht, was sie von Piper halten sollte. »Wie lange bist du schon im Camp?« Piper schien nachzudenken. »Ein Jahr.« Piper schien eine schwerwiegende Erkenntnis zu haben. »Was ist los?« »Mir wurde gerade klar, wie wenig Zeit vergangen ist, seit unserem ersten Auftrag.« »Auftrag?« »Ja. Ab und zu werden Dreiergruppen auf eine Mission geschickt. Meine erste begann schon am zweiten Tag meiner Ankunft. Wir mussten Hera aus einem Käfig befreien. Lange Geschichte.« Ava war entsetzt. Hieß das, dass sie einfach morgen losgeschickt werden konnte, um etwas für die Götter zu erledigen? »Äh, wie bekommt man denn einen Auftrag?« »Das Orakel muss dir eine Weissagung verkünden. Ich hab gehört, dass das früher seltener war, aber jetzt passiert das so jeden zweiten Monat.« Das beruhigte Ava nicht gerade. Sie fragte sich, wann wohl die letzte Weissagung verkündet wurde. »Du sagtest etwas von einem Orakel. Was genau meinst du damit?« »Das Orakel von Delphi. Rachel trägt seinen Geist in sich. Ab und zu, wenn die Zeit reif ist, fährt der Geist von Delphi in sie und verkündet Weissagungen. Aber ich zeig dir erstmal den Essensbereich.« »Meinst du die Rachel, die vorhin los musste?» Piper lachte. »Genau die.« Sie kamen zu einem großen offenen Bereich mit verschiedenen Bänken. Am hinteren Ende, war noch mal ein Podest mit Stühlen. »Wer sitzt da hinten?« »Meinst du da bei der Erhöhung? Da sitzen Chiron und die übrigen Erwachsenen, wenn wir Besuch haben.« Ava fuhr zusammen. Vor ihr huschte eine wunderschöne Frau zwischen den Bänken hindurch. Dicht gefolgt von einem kleinen Satyrn. »Hi Melli.« Piper verwuschelte dem Satyrn die Haare. »Suchst du etwas?« »Ja. Chuck hat seine Keule verloren.« Ava musste lachen. Wer nennt sein Kind denn Chuck? Geschweige denn, gibt ihm eine Keule? Die Frau sah sie mit verständnislosem Blick an. Ava entschuldigte sich höflich und sie gingen weiter. »Wenn du ein Muschelhorn hörst, heißt das, dass ein Ereignis bevorsteht. Zum Beispiel Essen, Lagerfeuer, oder Schlafenszeit.« »Was denn für ein Lagerfeuer?« »Jeden Abend finden wir uns nach dem Essen an einem großen Feuer zusammen um zu singen. Wenn du davor noch nicht anerkannt wurdest, dann jetzt.« »Muss man singen?« »Natürlich!« Ava stöhnte. Sie hasste singen. »Bist du am Lagerfeuer anerkannt worden?« »Ja. Leider.« Piper sah aus, als ob sie in schlimme Erinnerung versetzt worden wäre. Was wahrscheinlich auch stimmte. »Was ist denn passiert«, fragte Ava neugierig. »Äh…, ach schau mal! Wir sind schon bei den Hütten!« Sie wollte ganz klar vom Thema ablenken. Ava musste aber zugeben, dass die Hütten echt beeindruckend waren. Es waren große vielfarbige Gebäude, die mit Pflanzen, Fackeln und anderen Dekorationsstücken ausgestattet waren. Piper führte sie an einem Gang von Hütten entlang, bis sie zu einem weißen Haus kamen. Es stand am Ende der Hüttenreihe, neben einer bronzefarbenen, von Zahnrädern umgebenen, Hütte. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein silbernes Haus, das relativ verlassen wirkte. »Was sind das für Hütten?« Ava zeigte auf die drei Hütten. »Links ist Hephaistos, das Weiße ist Hermes und das rechts ist Artemis.« Ava wollte gerade in die Hermeshütte gehen, als sie Piper nach Luft schnappen hörte. Ava schaute hoch. Über ihr leuchtete ein rotes Symbol: ein rotes Schwert umgegeben von Flammen. Piper grinste. »Willkommen, Tochter des Ares.«

Die Buchreihe ist eine Weiterführung von der Buchreihe „Percy Jackson“, „Helden des Olymp“ und „Abenteuer des Apollo“. Die Charaktere Piper McLean, Chiron (als Unterrichtskoordinator) und Mr. D (als Camp Direktor) stammen aus den Büchern von Rick Riordan.