Die mentale Gesundheit und Corona

Vielleicht kennst du das: Dir fällt alles viel schwerer, angefangen beim Aufstehen; du hast kaum Motivation, nicht mal für Dinge, die dir eigentlich Spaß gemacht haben; du fühlst dich nicht wohl unter Menschen, hast das Gefühl, dass deine „soziale Batterie“ absolut leer ist, aber ganz alleine zu sein ist auch nicht wirklich das, was sich gut anfühlt; dein Kopf ist so voll mit Gedanken, dass es nie ruhig ist und die Pandemie ist einfach nur noch scheiße.

Nicht nur dir geht es so…

Auch wenn man sich mit solchen Gefühlen und Gedanken oft alleine fühlt, ist das nicht der Fall. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben solche Probleme. Seit ein paar Jahren rückt die mentale/psychische Gesundheit immer mehr in die Öffentlichkeit. 

Auch seit der Pandemie wird deutlich mehr darüber gesprochen und das nicht ohne Grund. Zwischen Mai und Juni 2020 haben Wissenschaftler die sogenannte COPSY (Corona und Psyche) – Studie durchgeführt. Über 1000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren und 1500 Eltern aus Deutschland wurden per Online-Fragebogen zu ihrer psychischen Gesundheit und ihrer Lebensqualität während der Pandemie befragt.

Die Studie zeigt deutlich, dass die Pandemie sowohl Kinder und Jugendliche als auch die Eltern stark belastet: 71% der befragten Kinder und Jugendlichen klagen über eine verschlechterte Lebensqualität und geringeres psychisches Wohlbefinden. Sie machen sich Sorgen, was z.B. schulische Leistungen, bedingt durch den Distanzunterricht, angeht, achten weniger auf ihre allgemeine Gesundheit und/oder bedauern vermehrten Streit in der Familie. Vor der Pandemie lag der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit verschlechtertem psychischen Wohlbefinden bei ca. 3 von 10 Kindern/Jugendlichen. Jetzt sind es schon ca. 6 von 10, also über die Hälfte. Die Wissenschaftler haben mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit gerechnet, dass sie so deutlich ausfällt sei jedoch überraschend, sagt Prof. Ravens-Sieberer (Ansprechpartnerin der COPSY-Studie). Nun werden Konzepte erarbeitet, um betroffenen Familien zu helfen. Was genau hier die Taktik sein wird, ist noch offen. 

Aber die Anzahl der Befragten und somit Betroffenen ist ja im Vergleich zur Gesamtbevölkerung relativ gering, oder nicht?
Diese Zahlen aus der Studie betreffen jetzt natürlich vergleichsweise wenige Personen. Doch schaut man über die offiziellen Studien hinaus, findet man mit nur ein paar Klicks im Internet unfassbar viele Menschen, die auf ihren Social-Media Kanälen auf verschiedenste Art und Weise versuchen, ihre Gedanken und Gefühle zu teilen oder Hilfe und Zuspruch bei völlig Fremden suchen. Gerade die Zeit im Distanzlernen und während des schweren Lockdowns hat vielen Schülern und Studenten einiges abverlangt. Hobbys sind ausgefallen, viele hatten deutlich weniger Sozialkontakte und Unterrichtsstoff musste selber erlernt werden. 

So schreibt zum Beispiel ein Student über seine nicht erfüllten Vorstellungen des Studentenlebens enttäuscht, dass sein Studentenleben aus täglichen Zoom Calls und einer innigen Beziehung zu seinem Schreibtisch besteht. Sein Rückzugsort sei wie wie ein Gefängnis.

Und warum hört man erst jetzt von solchen Problemen, wenn es sie vorher schon gab?
Es ist auffällig, dass sich der Umgang mit der mentalen Gesundheit seit einiger/kurzer Zeit verändert: Die Botschaft, dass es okay ist, sich mal nicht gut zu fühlen und, dass es genauso okay ist, sich Hilfe zu holen wird immer mehr akzeptiert/verbreitet.

Bis vor einiger Zeit hatte man noch das Gefühl, dass solche immens wichtigen Themen totgeschwiegen werden. Heute wird immer mehr über Ängste, psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, die Psychotherapie und Co geredet. Und das ist auch wichtig. Denn oft ist Reden, egal ob mit Freunden, jemandem aus der Familie, einem vertrauten Lehrer oder einem Therapeuten, der erste Schritt, um sich besser zu fühlen und (eventuellen) depressiven Phasen zu entkommen. Natürlich fällt das den wenigsten leicht. Eine Depression zu erklären ist wohl genauso schwer, wie einem Alien unser Leben auf der Erde zu erklären. Dem Unwissenden fehlen alle Bezugspunkte und für manche Gefühle und vor allem deren Intensität gibt es oft einfach keine Worte.

Was kann ich sonst tun, damit es mir besser geht, wenn ich mich (noch) nicht traue jemanden anzusprechen?
Es gibt immer einen Ausweg aus solchen Situationen. Du könntest dir z.B. eine Liste mit Dingen machen, die du sonst gerne machst. Da könnten Sachen drauf stehen, wie zum Beispiel:
– spazieren gehen (mit deinem Hund, oder alleine)

– etwas malen oder zeichnen

– etwas kochen oder backen

– oder…oder…oder….

Du kannst auch darauf achten, dass die positiven und negativen Ereignisse an deinem Tag ausgeglichen sind (wie bei einer Waage). Auf der „Negativ-Seite“ liegen zum Beispiel Pflichten, wie Hausaufgaben, Lernen usw. und auf die „Positiv-Seite“ legst du für jede der Pflichten eine Sache, die dir Spaß macht, wie zum Beispiel ein Buch lesen, Malen usw..

Eine andere Sache, die du machen kannst: Schreib dir abends drei Dinge auf, die schön an deinem Tag waren. Das können auch Kleinigkeiten sein. So lässt du vor allem das Schöne aus deinem Tag nochmal kurz Revue passieren.

„Das macht der/die doch nur um Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Ein Satz, den man öfter in diesem Zusammenhang hört…und der völliger Schwachsinn ist! Niemand sucht es sich aus, sich so schlecht zu fühlen und niemand hat das Recht über die Gefühle eines oder einer Anderen zu urteilen. Genauso sollte man auch nicht zum Spaß sagen, dass man z.B. Depressionen hat, nur weil man denkt, dass das gerade cool oder ein Trend ist – das ist es nämlich auch nicht.

Solltest du das Gefühl haben, dass du es nicht alleine schaffst, dann ist es zwar nicht leicht sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht, aber das ist okay! Und damit wirst du auch nicht alleine gelassen. Manchmal braucht man eben etwas Hilfe 🙂 Du könntest selber einen Therapeuten kontaktieren oder zum Beispiel Frau Hackländer ansprechen. Das kannst du auch machen, wenn du das Gefühl hast, dass es jemandem aus deinem Umfeld nicht so gut geht.

Du schaffst das!!

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