Hotel California – Teil 1

Don war ein ganz normaler, junger, rothaariger Mann mit Lockenschopf. Er war ein eher extrovertierter Typ und mochte es gerne unter Leute zu gehen. Nach seinem Abitur, welches er mit 18 Jahren abgeschlossen hatte, beschloss er einen Auslandsaufenthalt zu machen. Er beschloss nach Kalifornien zu fliegen und dort einen Sprachkurs zu belegen. Die zwölf Stunden der Flugdauer langweilten ihn sehr und er beschloss sich kurz schlafen zu legen, nachdem er alle möglichen Flyer über seinen Kurs mehrmals durchgelesen hatte. Als das Flugzeug im Los Angeles International Airport, am Nachmittag, angekommen war, wurde Don von der Durchsage des Piloten geweckt. Sein Nacken schmerzte, weil er mehrere Stunden lang in der gleichen Position geschlafen hatte. Am Flughafen wartete Don auf sein Gepäck. Er war froh, dass nichts fehlte. Nachdem er sein Gepäck hatte, ging er aus dem Flughafengebäude raus und nahm sich ein Taxi. ,,Einmal zur University of California, bitte“, sagte Don zum Taxifahrer. Der Taxifahrer sah, Dons Meinung nach, sehr nett aus. Er war ein großer, dunkelhaariger Mann mit Vollbart und Schiebermütze, Mitte 40. ,,Alles klar. Machen Sie ein Auslandsjahr hier?“, fragte der Taxifahrer. ,,Ja, woher wussten Sie das?“, erwiderte Don überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass man ihm das direkt ansieht und sein Englisch war auch gut, obwohl er eher britisches anstatt amerikanisches sprach. ,,Kein Amerikaner würde sich so höflich ausdrücken“, lachte der Taxifahrer. Don lachte auch und erzählte dem Taxifahrer von seinem Plan, wie er den Auslandsaufenthalt gestalten wollte. Der Taxifahrer bog links auf einen Highway ab. Don genoss die schöne Aussicht, während der Taxifahrer das Radio einschaltete und die Fenster runter fuhr, so dass Don den lauen Sommerwind in seinem Gesicht spürte. Im Radio lief ,,Roadhouse Blues“ und er sang in seinen Gedanken mit. We’re gonna have a real good time… Don war ziemlich aufgeregt auf sein Auslandsjahr und freute sich schon auf das Kennenlernen neuer Leute. Plötzlich, mitten auf dem Highway, machte der Motor des Taxis ein komisches Geräusch und ging aus. Der Taxifahrer versuchte mehrmals den Motor wieder zum Anspringen zu bringen, doch es brachte nichts. Don drehte das Radio leise und fragte: ,,Gibt es Probleme mit dem Motor?“ ,,Ja, scheint so, als hätte er einen Kurzschluss gehabt und springt nicht mehr an. Ich werde bei meinem Chef anrufen und fragen, ob er jemanden schicken kann, der uns abholt“, meinte der Taxifahrer. Er stieg aus dem Taxi aus und griff nach seinem Telefon. Währenddessen wartete Don im Auto und beobachtete den Taxifahrer beim Telefonieren. Er sah, wie Autos mit hoher Geschwindigkeit ihnen auswichen, indem sie kurz auf die nebenliegende Spur wechselten. Der Taxifahrer hielt mit einer Hand sein Telefon an sein linkes Ohr und hielt sich mit der anderen Hand das rechte Ohr zu, um den Lärm der Autos zu dämpfen. Der Taxifahrer kam zum Auto zurück. ,,Konnten Sie Ihren Chef erreichen?“, wollte Don wissen. ,,Sorry, aber ich habe schlechte Nachrichten. Ich habe vorhin vergessen, dass einige Mobilfunkmasten in dieser Gegend kaputt sind. Das heißt, dass es hier kein Netz gibt“, sagte der Taxifahrer deprimiert und genervt gleichzeitig. ,,Naja, dann müssen wir wahrscheinlich bis zum nächsten Ortsteil trampen“, meinte Don und versuchte den Taxifahrer etwas aufzumuntern, allerdings half das nicht wirklich. Nach einer Stunde waren beide kurz davor die Hoffnung aufzugeben. ,,Ich glaube, das wird nichts. Wir sollten versuchen den Wagen hier soweit wie möglich zu schieben, so dass wir wenigstens etwas weiter kommen“, sagte Don. ,,Bis zum Ende des Highways sind es aber noch ungefähr 350 Meilen. Das schaffen wir nicht“, entgegnete der Taxifahrer verzweifelt.

Die beiden warteten noch eine halbe Stunde, bis sie einen Wagen sahen, der langsam fuhr. Es war ein schwarzer Austin 10 Limousine. Etwas altmodisch, dachte Don, aber er wollte sich nicht beschweren. Don und der Taxifahrer freuten sich sichtbar, dass endlich jemand kam, der sie mitnehmen würde. Jedoch war der wahre Grund, weswegen der Fahrer des Austin 10 Limousine so langsam fuhr, ein anderer. In Wirklichkeit war das Auto einfach zu alt, um schneller zu fahren. Der Fahrer des Austin 10 Limousine, der ein kleiner, pummeliger Mann mittleren Alters mit Halbglatze war, der eine runde Brille trug, fühlte sich aber schlecht weiter zu fahren, nachdem er die Freude der beiden gesehen hatte, also fuhr er rechts ran. Don und der Taxifahrer nahmen ihre Sachen aus dem Taxi und gingen zum Austin 10 Limousine. ,,Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir unsere Sachen in Ihrem Kofferraum verstauen?“, erkundigte sich der Taxifahrer. ,,Nein, verstauen Sie ruhig alles hinten“, versuchte der Fahrer möglichst freundlich zu antworten. Er hatte ein ziemlich schlechtes Gefühl was das anging. Was, wenn die beiden gesuchte Serienkiller sind, die eine Leiche in ihrem Gepäck verstecken, dachte der Fahrer immer wieder und versuchte sein schlechtes Gefühl vor den beiden zu überspielen. Der Taxifahrer öffnete den Kofferraum und sah, dass in ihm noch ein anderer Koffer war. Wahrscheinlich verreist er, dachte er und legte seine Sachen und Dons Koffer in den Kofferraum. Nachdem Don und der Taxifahrer eingestiegen waren, fragte der Fahrer stotternd: ,,Wwwo wwolleeen Sie hin?“ ,,In den nächsten Ortsteil, der keine defekten Strommasten hat“, erwiderte der Taxifahrer. Mittlerweile war er gut gelaunt, jedoch der Fahrer des Austin 10 Limousine nicht mehr, da er sich in dieser Gegend selbst nicht gut auskannte. Der Fahrer des Austin 10 Limousine setzte seinen Wagen in Gang und fuhr los. Don empfand die Geschwindigkeit als ziemlich langsam, wollte aber nicht unhöflich wirken und sagte nichts. Vielleicht hat der Wagen nur ein paar Startschwierigkeiten und wird später schneller, versuchte Don sich selbst zu beruhigen. Ein langsamer Wagen würde seine Stimmung total ruinieren, da er es satt hatte, sich eineinhalb Stunden am gleichen Fleck zu befinden. Er hätte eigentlich schon vor einer Stunde an der Universität sein müssen, wo er und die anderen ausländischen Schüler ihre Zimmer zugeteilt bekommen sollten. Ein Studentenwohnheim in der Nähe bot diesem Kurs nämlich ein paar Wohnungen für die Dauer des Aufenthalts an. Jetzt konnte er nicht mal anrufen, um Bescheid zu geben, dass er später kommt. Der Austin 10 Limousine war mittlerweile 30 Meilen gefahren und es wurde langsam dunkel. Seine Geschwindigkeit hatte sich bis dahin auch nicht verändert. Don kam es so vor, als ob eine Schnecke sie mit Leichtigkeit überholen könnte. Dem Taxifahrer ging es nicht anders. ,,Hören Sie, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber könnten Sie Ihren Wagen etwas beschleunigen?“, versuchte Don höflich zu fragen. ,,Es tut mir leid, junger Mann. Mein Wagen fährt nicht schneller, denn er ist zu alt. Für einen neuen Wagen fehlt mir leider das Geld. Und außerdem finde ich dieses Automodell viel schöner als diese neuen Automodelle“, erklärte der Fahrer. ,,Sie sind allerdings nicht sehr praktisch“, sagte der Taxifahrer etwas mürrisch. ,,Warum fahren Sie dann eigentlich mit ihm noch auf dem Highway?“, ergänzte Don. ,,Naja, ich möchte meine Kinder hier besuchen und auf den normalen Straßen zu fahren würde Tage dauern, durch den vielen Stau“, antwortete der Fahrer. ,,Tut es auch ohne Stau“, nuschelte der Taxifahrer etwas mürrisch. Der Fahrer des Austin 10 Limousine wirkte etwas angespannt, da er den Taxifahrer nicht wütend machen wollte. ,,Wo wohnen Ihre Kinder denn?“, fragte Don. Vielleicht würde eine kleine Konversation die Stimmung etwas verbessern. ,,Sie wohnen in einem Studentenwohnheim, in der Nähe der University of California“, antwortete der Fahrer. ,,Da müsste ich auch hin. Ich werde nämlich einen Sprachkurs dort besuchen und das Wohnheim erlaubt den Schülern dieses Kurses dort zu wohnen“, erzählte Don. Dann kam ihm wieder in den Sinn, dass er schon längst hätte da sein sollen. Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit das Ende des Highways sahen, bog der Fahrer nach rechts ab, um ihn zu verlassen. Allerdings gab es zwei Auswege den Highway zu verlassen. ,,Sind Sie sicher, dass sie hier richtig abgebogen sind? Zur University of California geht es nämlich in die andere Richtung“, meinte der Taxifahrer. ,,Keine Sorge. Ich kenne eine Abkürzung. Wir werden noch heute dort ankommen, bevor es stockdunkel wird“, versicherte ihnen der Fahrer des Austin 10 Limousine. Der Taxifahrer beschloss dem Mann zu vertrauen, allerdings wusste er nicht, ob das eine gute Idee war.